Zeit für... Gedanken von Landesbischof Ralf Meister
ZEITlose Momente:
Der Duft der Lindenbäume vor dem Balkon
Die Wärme des Backsteins in kühler Brise
Das Zirpen der Grillen im Südsommerwind
Und das ewige Brechen der Wellen
Die Umarmung der Liebenden
Die Mauern einer uralten Kapelle
Die Stille des Grabes
Und der Tag, an dem die neue Welt beginnt
Mein Freiraum im Jahr ist nicht der große Moment. Nicht jener erste Tag im Urlaub, an dem der Alltag langsam weicht – und sich dann nachts im Traum erneut Gehör verschafft. Nicht der Blick hinab ins Tal, nachdem der Gipfel erreicht ist, auch nicht der rauschende Ball.
Es sind die vielen kleinen Dinge, die mir begegnet sind im vergangenen Jahr. Eine Sammlung zeitloser Augenblicke. Beobachten der Schmetterlinge und Zugvögel und träumende Minuten im Abendlicht. Der Blick in den Himmel, am Tag wie in der Nacht. Wege: Allein, zu Fuß, auf dem Rad, in Gemeinschaft. Nichts davon ist verloren, es sind bleibende Bilder des Glücks.
Ein Jahr ist vorbei. Wir schauen zurück, dankbar und ratlos zugleich. In dieser Haltung kann ich weiter gehen: Die Gegenwart achten, Vergangenes bestaunen, das Kommende grüßen und die Zukunft beherzt in die Hand nehmen. „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht Gott: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung“ Jer. 29,11. Die Zeit für Freiräume können wir uns weiter nehmen: Um des Menschen willen, für die Zukunft unserer Gemeinschaft in der Kirche, auch in diesem Jahr.
Was wir erlebt und erfahren haben, klingt in uns nach. Zeit für Freiräume – das ist Zeit für das Ich, für das Du. Zeit für Gott und für das, was jenseits aller Pläne liegt. In jedem Innehalten zeigt sich, wer uns im Leben hält und trägt. Für mich bleibt dieser Perspektivwechsel auch weiterhin eine reizvolle Glaubenshaltung. Beginne etwas Neues und lass etwas Altes sein. Ändere kleine Dinge, in denen du in der Routine erstarrt warst. Schau, wem Du die Zeit schenkst. Suche Orte der Veränderung, für dich und die Menschen, die dir kostbar sind.
Zeit für... Wem will ich sie schenken? Womit will ich sie füllen? An diesen Fragen will ich entlang gehen, auch in diesem Jahr.
Landesbischof Ralf Meister