Wer erkennt es? - September 2023
Die Zeit fliegt nur so dahin! Jetzt ist das Jahr schon zu dreiviertel vergangen. Haben Sie die Zeit genutzt? Der Spätsommer hat uns jetzt im Griff und die Vorboten für den Herbst werden immer deutlicher. Die Geschwindigkeit, in der das Leben stattfindet, nimmt immer mehr zu, sei es im Beruf, sei im privaten Bereich. Da gilt es einmal innezuhalten und tief Luft zu holen.
Und hier fällt mir ein Lied ein, welches ich in meiner Jugend häufig gehört habe. Das Album, in dem das Lied enthalten ist, gehörte zu einen meiner Lieblingsalben. Hören Sie selber einmal hinein. Hier aber jetzt erst einmal der Text:
Im dahinschlurfenden Wahnsinn
des Lokomotivenatems
rennt der ewige Verlierer
Kopf voran in seinen Tod
Oh, er spürt, wie die Kolben kreischen,
wie sich Dampf an seiner Braue bricht
Der alte Charlie hat den Hebel gestohlen
und der Zug, er will einfach nicht anhalten
Keine Möglichkeit zu bremsen
Er sieht, wie seine Kinder an Bahnhöfen
eins nach dem anderen abspringen,
wie seine Frau und sein bester Freund
im Bett sind und Spaß haben
Und so kriecht er den Flur
auf Händen und Knien hinab
Der alte Charlie hat den Hebel gestohlen
und der Zug, er will einfach nicht anhalten
Keine Möglichkeit zu bremsen
Er hört die Stille schreien,
fängt fallende Engel auf
und der ewige Gewinner
hat ihn an den Eiern gepackt
Oh, er greift sich eine Gideonbibel
auf Seite eins geöffnet
Ich denke Gott, er hat den Hebel gestohlen
und der Zug, er will einfach nicht anhalten
Keine Möglichkeit zu bremsen
Keine Möglichkeit zu bremsen
Keine Möglichkeit zu bremsen
Keine Möglichkeit zu bremsen
Keine Möglichkeit zu bremsen
Es ist wie in einem Actionfilm: Der Lokomotivführer sitzt im Fahrerhaus einer Lokomotive und kann sie nicht mehr anhalten, weil genau dieser Hebel defekt ist. Der Zug wird schneller und schneller, unaufhaltsam, bis er entgleisen wird oder ein anderes Unglück geschieht. In einem Film würde dann jetzt der Held auftauchen, der eine Idee hat, wir man den Zug verlangsamen kann, sei es McGuyver findet einen physikalischen Trick oder Superman hält den Zug mit seinen Superkräften auf.
Ein solches positives Ende findet sich hier nicht. Immerhin können sich seine Kinder auf Bahnhöfe durch Absprung retten. Und auch seine Frau und sein bester Freund haben sich von ihm getrennt und haben jetzt gemeinsam Spaß. Am Ende – ob es der Tod sein soll? – kommen wir zum biblischen Thema der Schöpfung und der Macht, die Gott über das Leben hat.
Wenn ich über dieses Lied nachdenke, dann hat es mehrere Ebenen für mich, was die Bedeutung des Liedes sein könnte. Und vielleicht auch haben soll?
Zum ersten sehe ich hier die Beschreibung eines Lebens. Der Zug des Lebens nimmt immer mehr Fahrt auf. Wer schon etwas älter ist und auf sein Leben zurückschaut, stellt fest, dass die Zeit scheinbar immer schneller vergeht. Das kann man sich in jugendlichen Jahren gar nicht vorstellen. Woran das liegt, kann ich gar nicht sagen; es ist aber so, dass gefühlt nach einem Augenzwinkern der Tag schon wieder vorbei ist. Gerade war noch Weihnachten und jetzt sind die Sommerferien schon wieder vorbei.
Das Lied beschreibt genau dieses Gefühl: die Zeit vergeht, die Lokomotive wird immer schneller, die Anforderungen werden größer, und man kann selber nichts dagegen tun, den Zug nicht anhalten. Bis Gott dann seine Macht ergreift und einem das Leben nimmt. Die Frau, die Kinder, alle verlassen einen, da das Tempo, welches man ergreift, einfach zu hoch ist.
Zum anderen kann es auch eine Problematik sein, die hier besprochen wird, gegen die – trotz allem Bemühens – nichts getan wird. Ich denke da an die Klimaerwärmung, an Kriege, an ökologische Katastrophen.
Ich habe gerade einen Film gesehen („Don´t look up“ – Schau nicht nach oben), in dem Wissenschaftler vor einem Kometen warnen, der in 6 Monaten auf die Erde einschlägt. Neben der wahnwitzigen Idee, diesen Kometen noch an Ressourcen auszubeuten, geht es vor allem darum, die Menschen zu überzeugen, dass dieser Wahnsinn tatsächlich passiert. Es gibt zwei Gruppen: die, die die Wahrheit verbreiten wollen, und die Leugner, deren Slogan lautet: wir lassen uns nicht vorschreiben, den Kometen zur Kenntnis zu nehmen und schauen deshalb nicht nach oben. Und den Kometen, den gibt es gar nicht. Bis dieser dann kurz vor dem Einschlagen noch wahrgenommen wird.
Trotz aller Warnungen der Wissenschaftler, die schon lange vor den 60er Jahren warnen, haben wir die Entwicklung des Klimas nicht wahrhaben wollen. Stattdessen haben wir unsere eigenen Interessen wahrgenommen und die Lokomotive des Zerstörens wurde immer schneller. Ob wir den Zug jetzt noch anhalten können?
„Eine zentrale biblische Stelle findet sich deshalb am Anfang der Bibel. Dort wird der Mensch aufgerufen, den Garten Eden „zu bebauen und zu bewahren“ (1. Mose 2,15 LUT). Die Erde ist in diesem Sinne dem Menschen anvertraut, um sie im Auftrag des Schöpfers zu hegen und zu pflegen und gleichzeitig ihre Potenziale zu entwickeln. Gefordert ist von Seiten des Menschen ein gärtnerischer Umgang mit der Natur. Durch die Sonderstellung des Menschen als Ebenbild Gottes, wie sie in der biblischen Schöpfungsgeschichte und in Schöpfungspsalmen dargelegt ist, kommt dem Menschen die von Gott übertragene Verantwortung zu, die Schöpfung zu bewahren und sie treuhändisch zu verwalten. Der Mensch erscheint als kreatives Geschöpf unter anderen Mitgeschöpfen. Dieser Schöpfungsauftrag beinhaltet darüber hinaus die Beauftragung, die Erde zu kultivieren und sie zu einem für alle Menschen bewohnbaren Lebensraum einzurichten. Der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde ist im Alten Testament als Ethik verankert.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Bewahrung_der_Sch%C3%B6pfung
Ich kann nicht glauben, dass wie im Lied beschrieben, Gott hier seine Macht ausführt. Immerhin hat er uns einen eigenen Willen, eigene Entscheidungen überlassen. Dazu kommt der Auftrag in dem eben zitierten Teil der Schöpfungsgeschichte. Und: das wäre ja auch etwas einfach, oder? Immerhin haben wir den Karren in den Dreck geschoben. Da wäre es unsere Pflicht, jetzt endlich das Steuerrad in die Hand zu nehmen und Kurs auf gesündere Fahrwasser zu nehmen. Um in der Lokomotivensprache zu bleiben: Den Dampf vom Kessel nehmen und langsam ausrollen, wenn denn schon die Bremse nicht funktioniert. Oder McGuyver oder Superman aktivieren, also gemeinsame Kräfte bündeln und endlich etwas tun.
Und? Wer hat es erkannt? Es ist das Lied „Locomotive breath“ von Jethro Tull. Es ist das vorletzte Stück auf Jethro Tulls Album „Aqualung“, dass im Dezember 1970 und Februar 1971 in den Londoner Island Studios aufgenommen wird.
„Das Album bekam überwiegend gute Kritiken, beispielsweise von Bruce Eder, der das Album mit viereinhalb von fünf Sternen bewertete. Ein Review auf der Website des Rolling Stone findet Aqualung zu ernst und mit zu viel „deplazierter Emotion“, obwohl der Rezensent die Musik an sich mag. In einer späteren Ausgabe wurde das Album jedoch auf Platz 337 der „größten Alben aller Zeiten“ gewählt. Im Juli 2010 kürte die britische Musikzeitschrift Classic Rock Aqualung zu einem der 50 Musikalben, die den Progressive Rock prägten. Das erfolgreichste Stück von Aqualung, Locomotive Breath, das auch auf zahlreichen Live- und Best-of-Alben vorhanden ist, erreichte große Popularität. Es gilt als „Klassiker“. Weiterhin erreichten Songs wie My God und Aqualung weltweite Popularität.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Aqualung_(Album)
Interessant ist, dass dieses Lied den obligatorischen Abschluss eine Livekonzertes der Band bildet.
Auch im Internet findet man verschiedene Interpretationen des Liedes.
"Locomotive Breath" von Jethro Tull ist eine Metapher für das Leben und seine vielen Herausforderungen. Das Lied handelt von einem Mann, der vor eine Reihe schwieriger Entscheidungen gestellt wird und selbst eine schwierige Reise antreten muss, um zu überleben und etwas Frieden zu finden. Der Mann steht für jeden, der sich in einer ähnlichen Situation befindet - vielleicht ein kämpfender Künstler, vielleicht ein Veteran, der mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat, oder vielleicht jemand, der einfach nur versucht, über die Runden zu kommen. Er ist gezwungen, sich mit seinen eigenen Entscheidungen und den daraus resultierenden Konsequenzen auseinanderzusetzen und muss schließlich erkennen, dass er den Ausgang seines Lebens nicht kontrollieren kann, egal wie sehr er sich bemüht. Der Song erinnert die Zuhörer daran, ihr Bestes zu geben, aber letztlich zu akzeptieren, dass man das Leben nur in seinem eigenen Tempo und durch seine eigenen Prüfungen leben kann. https://www.songtell.com/de/jethro-tull/locomotive-breath
Aber auch so:
„Textlich wurde “Locomotive Breath” von Andersons Besorgnis über Überbevölkerung inspiriert. Er erklärte: “Es war mein erstes Lied, das sich vielleicht mit einem Thema befasste, das für die heutige Welt etwas passender wäre. Es ging um den außer Kontrolle geratenen Zug des Bevölkerungswachstums und des Kapitalismus, es basierte auf solchen unaufhaltsamen Ideen. Wir ‘ Wenn wir in diesem verrückten Zug sind, können wir nicht aussteigen. Wohin geht es? Wenn ich 1947 geboren wurde, war die Bevölkerung des Planeten Erde natürlich etwas weniger als ein Drittel der heutigen Bevölkerung. Es sollte also ein ernüchternder Gedanke sein, dass sich unsere Planetenbevölkerung im Leben eines Mannes mehr als verdreifacht hat. Man könnte meinen, das Bevölkerungswachstum hätte Wohlstand, Glück, Nahrung und eine angemessene Verbreitung von Wohlstand gebracht, aber genau das Gegenteil ist geschehen. Und passiert bis heute noch mehr. Ohne es zu sehr ins Detail zu bringen, war es das, was hinter diesem Lied steckt. “https://wiki.edu.vn/wiki8/2020/12/10/atem-der-lokomotive-wikipedia/
Insgesamt also ein sehr spannender und umfassender Inhalt dieses Liedes, das musikalisch zumindest mich sehr anspricht.
Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt, die Lokomotiven in Ihrem Leben zu verlangsamen und Sie die Fahrt genießen können. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie immer Menschen an Ihrer Seite finden, die Sie bei dieser Aufgabe unterstützen.
geschrieben von Kirsten Gutleben