Wer erkennt es – Oktober
Endlich ist es wieder soweit: ein neues Lied soll uns in diesen Oktober begleiten. Obwohl es nicht in den Charts gelandet ist, hört man es regelmäßig im Radio. Es passt perfekt in den Oktober mit der Schönheit der sterbenden Blätter und dem Erntedankfest. Und: ich höre es gerne! Hier erst einmal der Text:
Schneid´ dein Haar, aber nie zu kurz
Verwende dein Make-up, um deine Fehler zu kaschieren
Ah
Kann ich nur ich sein?
Nimm Platz und passe dich der Menge an
Sag dein Teil, oh, aber niemals zu laut
Ah
Kann ich nur ich sein?
Und was wäre, wenn ich zur Ruhe käme mit
allen Teilen
die mich ganz machen
Was, wenn der Spiegel an der Wand
mir sagte
Oh, du bist ein Kunstwerk
Akzeptiere deine Fehler und deine hübschen Narben
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Zeig mir wer du bist
Oh, du bist ein Kunstwerk
Schön so, wie du bist
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Zeig mir wer du bist
Zeig mir wer du bist
Zeig mir wer du bist aha
Zeig mir wer du bist
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Ich weiß, es ist schwer, wenn man nie dazugehört,
So hältst du dich bei allem zurück
Ah
Das ist nicht, wer du bist
Sei du selbst, trage dein Herz auf dem rechten Fleck,
Lass dein Licht leuchten,so dass es jeder sieht
Ah
Das ist, wer du bist
Und was wäre wenn
du zur Ruhe kämst, mit
allen Teilen
die dich ganz machen
Was, wenn der Spiegel an der Wand
dir sagte
Oh, du bist ein Kunstwerk
Akzeptiere deine Fehler und deine hübschen Narben
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Zeig mir wer du bist
Oh, du bist ein Kunstwerk
Schön so, wie du bist
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Zeig mir wer du bist
Zeig mir wer du bist
Zeig mir wer du bist aha
Zeig mir wer du bist
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Und was wäre wenn
Du zur Ruhe kämst mit
allen Teilen,
die dich ganz machen
Was ist, wenn der Spiegel an der Wand
dir sagte
Oh, du bist ein Kunstwerk
Akzeptiere deine Fehler und deine hübschen Narben
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Zeig mir wer du bist
Oh, du bist ein Kunstwerk
Schön so, wie du bist
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Zeig mir wer du bist
Zeig mir wer du bist
Zeig mir wer du bist aha
Zeig mir wer du bist
Lass mich die Farben deines Herzens sehen
Der Anfang des Liedes zeigt, wie sehr sich der Mensch der Umgebung anpasst. Nicht zu laut sein, Haare unauffällig, Make-up, um dem Schönheitsideal zu entsprechen. Und wofür? Um im der Masse mitzuschwimmen, keine Meinung offenkundig zu zeigen, um nicht anzuecken. Es geht auch genau andersherum: auffallen um jeden Preis – und damit genauso wenig von sich selbst zu zeigen. Warum fällt es uns Menschen so schwer, einfach nur wir selbst zu sein. Kein Schein nach außen, sondern einfach nur echt. Mir fällt gerade kein anderes Wort ein, aber „echt“ trifft es schon ganz gut. Authentisch wäre auch eine passende Beschreibung. Stattdessen umgeben wir uns mit Gütern, Arroganz oder Scheinheiligkeit. Manchmal wünsche ich mir die Trompeten von Jericho, damit die Mauern der Menschen um mich herum einfallen und ich sie einmal nur sehen kann, wie sie wirklich sind. Und wer weiß, vielleicht würde ich ja wahre Schätze entdecken.
Weiter geht es mit „Und was wäre, wenn ich zur Ruhe käme mit allen Teilen, die mich ganz machen“. Das ist ein Teil des Liedes, der mir Schwierigkeiten macht. Wir sind doch keine Puzzle, bestehen nicht aus verschiedenen Teilen, die man beliebig austauschen kann. Was dann aber folgt, kann ich gut nachvollziehen: „Was, wenn der Spiegel an der Wand mir sagte Oh, du bist ein Kunstwerk. Akzeptiere deine Fehler und deine hübschen Narben. Lass mich die Farben deines Herzens sehen. Zeig mir wer du bist“ Denn das heißt doch: man muss keine Eigenschaft, keine Mängel am Aussehen, keine Fehlentscheidung, keine Wunden ignorieren. Sie gehören zu einem dazu und machen den Menschen, zu dem was er ist. „Lass mich die Farben deines Herzens sehen“ ist eine Kernaussage dieses Titels und ist im Namen des Liedes auch verankert. Denn nur wenn wir anderen wirklich die einzelnen Facetten unseres Seins zeigen, dann können sie auch darauf eingehen.
Ich gebe zu, das ist nicht immer einfach. Wenn man sich mit allem was man ist zeigt, dann ist man auch verletzbarer, angreifbarer, verwundbarer. Natürlich gibt es nicht nur die Gutmenschen, die einem nichts Böses wollen. Es gibt auch diejenigen, die Spaß am Verletzen haben. Die Freude empfinden, jemanden am Boden liegen zu sehen und gerne nachtreten. Aber: das ist nicht die Regel. Und mit der Zeit lernt man, mit ein wenig Menschenkenntnis, diese zu erkennen.
Es wurde einmal ein Experiment gemacht. Menschen sollten andere Menschen nach Schönheit beurteilen, es wurden lediglich Fotos gezeigt und für die Beurteilung blieb immer nur ein Sekundenbruchteil. Dabei wurde festgestellt, dass Gesichter, die kleine Makel haben, als deutlich sympathischer beurteilt wurden als diejenigen, die makellos und symmetrisch sind. Warum also nicht zu Fehlern oder Eigenheiten stehen? Wenn ich einen Freund/in suche, dann suche ich jemanden, der mich ergänzt und den ich ergänzen kann. Eine perfekte Person kann man nicht ergänzen. Für jemanden, der schon alles hat und alles ist, für den wird es keinen passenden Deckel auf den sprichwörtlichen Topf geben.
Und so passt das Ende des Liedes – ja, es kommt noch jede Menge Refrain.. – in diesen Kontext: „Ich weiß, es ist schwer, wenn man nie dazugehört, So hältst du dich bei allem zurück. Ah, das ist nicht, wer du bist. Sei du selbst, trage dein Herz auf dem rechten Fleck, lass dein Licht leuchten, so dass es jeder sieht. Ah, das ist, wer du bist“ Denn erst wenn man leuchtet, wenn man sein „Ist“ zeigt, kann man erkannt werden, als der, der man ist. Und dann auch so geliebt, verstanden oder auch nur anerkannt werden.
Und? Wer hat es erkannt? Es ist von Stefanie Heinzmann das Lied „Colors“. Es ist in 2020 erschienen und nie in den Charts gelandet. Dennoch meine ich: ein tolles Lied. Der WDR hat ein Interview mit ihr geführt und beschreibt folgendes: „Stefanie Heinzmann will der Welt zeigen: "Ich bin im Reinen mit mir". Und genau das ist auch die Message ihrer neuen Single "Colors". Schon auf ihrem letzten Album "All We Need is Love" ging es Stefanie um ihre ganz persönliche Herzensangelegenheit: ein freier Geist und das Ausleben von Glück. Das geht aber nur, wenn man sich selbst so zeigen und so lieben kann, wie man ist. "Let me see the colors of your heart, show me who you are" - denn innere Schönheit zählt doch so viel mehr.“ (https://www1.wdr.de/radio/wdr2/musik/neu-auf-wdr2/neuvorstellung-musik-stefanie-heinzmann-colors-102.html).
Zu dem Bild vom letzten Mal muss ich glaube ich nichts sagen. Es ist der Schaukasten vor der Neuen Kirche. Durch die Aktivitäten und Gruppen, die in diesem Kasten gezeigt werden, wird deutlich: wir sind eine Gemeinschaft. Und daher passte es so großartig zu dem Lied „We are family!“.
Ich wünsche uns allen, dass wir den Mut und den Verstand haben, zu erkennen, dass wir uns mit unseren inneren und äußeren Narben nicht verstecken müssen. Denn sie machen uns zu dem, was wir sind: unvergleichlich!
geschrieben von Kirsten Gutleben