Wer erkennt es – Dezember 2024
Es wird wieder Adventszeit, Weihnachtszeit. Neben dem Warten auf den großen Tag sind wir am Planen: was schenken wir wem, was wird es zum Essen geben und wie verbringt man die Feiertage. Es ist auch eine hektische Zeit, alle Vereine und die Arbeitskollegen wollen noch gemeinsam eine Weihnachtsfeier begehen, die Familie will gemeinsame Zeit verbringen und das Haus oder die Wohnung will ja auch noch geputzt werden. Es ist eine Zeit, in der man sich einmal bewusst zurücklehnen sollte, um über das Leben nachzudenken. Im Dezember suche ich immer ein Weihnachtslied heraus, um darüber zu schreiben. Dieses Mal ist es kein klassisches Lied. Aber hören sie selber, hier erst einmal der Text:
Oh Mama, meine Liebe, am Weihnachtstag
Wieder muss ich mich beschweren
Ich frage mich, ob es der Weihnachtsmann ist
Wer macht schon wieder Fehler
Sie sehen diese kleine Jenny Brown
Sie hat so viele Dinge
Tausende Süßigkeiten und Teddybären
Und Kleider und goldene Ringe
Weihnachten steht vor der Tür
Und die Gans wird dick
Hey, leg den Penny hin
Im Hut des alten Mannes
Zünde das Feuer an
Der Wind weht kalt
Der Weihnachtsmann wird alt
Oh Mama Jenny hat zu viel
Und es ist immer noch nicht genug
Aber der kleine Peter die Straße runter
Habe von all dem Zeug nichts
Ihm ist kalt und er hat Hunger
Kannst du nicht sehen?
Diese Bälle und fetten Schuhe
Kein Spielzeug für ihn
Keine Kleidung und Süßigkeiten
Und die Weihnachtswaren
Weihnachten steht vor der Tür
Und die Gans wird dick
Hey, leg den Penny hin
Im Hut des alten Mannes
Zünde das Feuer an
Der Wind weht kalt
Der Weihnachtsmann wird alt?
Und werde ich dich jetzt verstehen?
Es scheint, dass das nicht richtig ist
Einige Kinder leben im Dunkeln
Wo andere das Licht sehen
Aber der Weihnachtsmann trägt keine Schuld
Dafür, dass er sein Gesetz verkündet hat
Wenn Jenny Brown einfach teilen würde
Mit Peter unterwegs
Weihnachten steht vor der Tür
Und die Gans wird dick
Hey, leg den Penny hin
Im Hut des alten Mannes
Zünde das Feuer an
Der Wind weht kalt
Der Weihnachtsmann wird alt?
Ein nicht so leichtgängiges Lied. Gerne betrachten wir die Adventszeit mit der rosaroten Brille. Gemütlich und behaglich, so stellen wir uns vor, geht es uns allen ja gut. Keine Not, kein Elend, keine Armut, nicht in Deutschland und schon gar nicht in der Nachbarschaft.
Die offiziellen Zahlen sprechen eine deutlich andere Sprache. Jedes siebte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet. Und bei der Preisentwicklung, die wir ja alle spüren, kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich hier in naher Zukunft die Lage entspannt. Wohl eher im Gegenteil.
Im Lied ist es klar definiert: Jenny geht es gut. Sie hat jede Menge Spielzeug und Süßigkeiten zu Weihnachten. „Sie hat so viele Dinge, tausende Süßigkeiten und Teddybären und Kleider und goldene Ringe“ und über die Mutter von Jenny wird gesagt: “Oh Mama Jenny hat zu viel und es ist immer noch nicht genug“. Im Konsumrausch wird gekauft, bis die Kreditkarte glüht, höher, schneller, weiter. Und die Gans? Die wird fett.
Und auf der anderen Seite geht es Peter so: „Aber der kleine Peter die Straße runter, habe von all dem Zeug nichts. Ihm ist kalt und er hat Hunger
Kannst du nicht sehen? Diese Bälle und fetten Schuhe; Kein Spielzeug für ihn; Keine Kleidung und Süßigkeiten; Und die Weihnachtswaren“ Nein, Peter geht es nicht gut. Und Peter lebt nicht weit weg in der Dritten Welt, sondern einfach nur die Straße runter.
Dann kommt der Refrain: „Weihnachten steht vor der Tür und die Gans wird dick. Hey, leg den Penny hin im Hut des alten Mannes. Zünde das Feuer an
Der Wind weht kalt.“ Die Gans wird dick, die Gans, die sich Peter und seine Familie sicher nicht leisten kann. Das Feuer gegen die Kälte wird neu geschürt. Und man legt einen Penny in den Hut des alten Mannes.
Hilft der Penny? Es ist nicht viel und es ist sicher besser als nichts. Im Vergleich zu den Mengen an Geld, die Jennys Familie zu Weihnachten ausgibt, aber keine große Sache. Kauft man sich so das Gewissen frei?
Spendenaufrufe gibt es zu Weihnachten zuhauf. Da sitzt der Geldbeutel locker und man unterstützt ja gerne. Ich frage mal offen: reicht das aus?
Bräuchte man nicht eigentlich den Blick auf die Not nebenan?
Sicher: viele Familien geben es nicht zu, sich nicht wirklich ein Weihnachtsfest leisten zu können. Aber das macht es den anderen, die sich viel leisten können, auch einfach, wegzuschauen.
Die Lösung ist so einfach wie so schwer: Teilen. Im Text heißt es: „Es scheint, dass das nicht richtig ist. Einige Kinder leben im Dunkeln wo andere das Licht sehen. Aber der Weihnachtsmann trägt keine Schuld dafür, dass er sein Gesetz verkündet hat. Wenn Jenny Brown einfach teilen würde mit Peter unterwegs“
Und ein Sprichwort heißt: geteilte Freude ist doppelte Freude.
Ich muss bei solchen Überlegungen immer an die Speisung der Fünftausend aus dem Markusevangelium denken. In dieser Geschichte wird eine große Menschenmenge durch 2 Brote und ein paar Fische gesättigt. Ich denke, jeder wird sein Teil dazugegeben haben, so dass für alle genug da war.
Wenn man diese Geschichte in das eigene Handeln im Alltag überträgt, gibt man frohen Herzens, ob die Person in Not ist oder auch nicht.
Und? Wer hat es erkannt? Ich kannte das Lied tatsächlich vor der Recherche für das Lied des Monats zu Weihnachten noch nicht. Es heißt „Christmas in the old man’s hat“ und ist ein irisches Volkslied. Als ich es jetzt gehört habe, hat es mich sehr berührt.
„Christmas in the old man’s hat“ oder auch „X-Mas in the old man’s hat“ ist ein irisches Weihnachtslied. Es wurde von verschiedenen Künstlern veröffentlicht, u.a. von der Band Celtic Traditions auf dem Album „An Irish Christmas Album“. Eine weitere Version besteht von der Band Inchtabokatables oder auch von Jürgen Fastje.
Ich wünsche uns allen eine wundervolle Adventszeit und gesegnete Weihnachten. Freuen wir uns an allem was wir haben und mögen wir die Augen nicht vor der Not in unserer Nachbarschaft verschließen. Dann haben wir alle ein fantastisches Weihnachtsfest.
geschrieben von Kirsten Gutleben