Wer erkennt es? - Ausgabe Juli 2020
Das heutige Lied kommt daher mit einer Melodie, die mich an die 60er Jahre erinnert. Mit Musik, schlicht und einfach und durchdringend. Und dazu ein Text, der es in sich hat. Aber schauen wir erst einmal auf den Text:
Es sollte eine Weile dauern, bis ich Dr. Death sehe
So wäre es sicher schön, wenn ich meinen Atem bekommen könnte
Nun, ich bin weder das Weinen noch die jammernde Art
Bis ich die Pfeife des 309 höre
Von den 309, von den 309
Setzen Sie mich in meine Box auf der 309
Bringen Sie mich ins Depot, legen Sie mich ins Bett
Blasen Sie einen elektrischen Lüfter auf meinen knorrigen alten Kopf
Jeder schaut hin, seht, dass es mir gut geht
Dann laden Sie meine Box auf den 309
Auf der 309, auf der 309
Setzen Sie mich in meine Box auf der 309
Hey süßes Baby, küss mich hart
Zeichne mein Badewasser, fege meinen Hof
Gib meiner Jersey-Kuh einen Drink meines Weins
Ich würde jetzt keinen Hootin' Hölle für meine Reise geben
Auf der 309, auf der 309
Ich höre das Geräusch eines Eisenbahnzuges
Die Pfeife weht und ich bin wieder weg
Es wird mich höher als eine Georgia Kiefer nehmen
Tretet zurück Kinder, es ist ein 309
Es ist eine 309, es ist eine 309
Setzen Sie mich in meine Box auf der 309
Ein Huhn im Topf und Truthahn im Mais
Ich habe mich nicht mehr so gut gefühlt seit dem Jubiläums-Morgen
Sprechen Sie über Glück, nun, ich habe meine
Kam zu mir unten wie die 309
Schreiben Sie mir einen Brief, singen Sie mir ein Lied
Erzählen Sie mir alles darüber, was ich falsch gemacht habe
In der Zwischenzeit werde es mir gut gehen
Dann laden Sie meine Box auf den 309
Auf der 309, auf der 309
Ich werde hier auf der 309 aussteigen
Auffällig in dem Lied ist der Zug, der immer wieder benannt wird; Der Zug 309. Der Sänger kennt den Zug, er weiß, wie er heißt, er weiß, wie er klingt. Ein Zug - das Sinnbild für Verreisen. „Setzen Sie mich in meine Box auf der 309“ . Nun, das ist nicht irgendeine Reise, das ist die letzte Reise, die wir antreten. Und doch ist das Bild eines Zuges ein vertrautes Bild, ein Bild , dass wir mit unserem Alltag verbinden. Wir fahren häufig mit einem Zug, kenn ihn seit unserer Kindheit.
Und wenn wir unseren letzten Zug auch so gut kennen? Wenn der Tod, wenn er kommt, gar kein Unbekannter ist, sondern ein Vertrauter? Ich stelle mir vor , dass ich in diesem Zug, der mich abholt, mein Leben lang meine Erfahrung packen kann. Ein Zug ist schließlich auch ein Transportmittel. Am Anfang meines Lebens ist dieser Zug noch klein und kurz. Je älter ich werde, je mehr Erfahrung ich einlagere, desto länger und schwerer wird er. Und wenn er dann voll ist, kann ich zufrieden auf ein Leben zurückblicken, der Abschied fällt mir nicht so schwer.
Manchmal fährt der letzte Zug aber vorzeitig ab. Die Zugpfeife ertönt und man muss sich früher trennen. Man stirbt, ohne den Zug voll beladen zu haben. Dann fällt der Abschied schwerer. Sehr schwer, wenn es ein Kind trifft. Im Lied heißt es: „Tretet zurück Kinder, es ist die 309.“ Es ist für alle Beteiligten schwer, sich frühzeitig zu trennen. Für die Zurückgebliebenen ist es immer schwer, erleben sie doch den Alltag ohne den geliebten Menschen. In diesem Moment gibt uns Gott die Kraft zum weiter. „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz. Denn das was war, ist vergangen.“ (Offenbarung 21,4)
Denn jeder von uns hat eine Aufgabe hier und die sollen wir erfüllen. Auch wenn wir nicht wirklich wissen können, was die Aufgabe ist. „Es lebt ja niemand für sich selbst, und niemand stirbt für sich selbst. Wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und wenn wir sterben, sterben wir für den Herrn, wir mögen also leben oder sterben, wir gehören dem Herrn“ (Römer 14,7 – 8). Also werde ich weiter mein Zug beladen, mit guten und mit schlechten Erfahrungen und hoffen, dass ich meine Aufgabe erfüllt habe, in guten wie in schlechten Tagen. Bis eines Tages der 309 kommt und mich an meinem Todestag abholt. Damit ich zufrieden sterben kann, wenn es soweit ist. „Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein lenkt seinen Schritt.“ (Sprüche Salomos 16,9)
Und? Wer hat es erkannt? Es ist das Lied „Like the 309“ von Johnny Cash. Er hat es im Jahr 2003 geschrieben, nachdem seine Frau im Frühjahr gestorben ist. Im Herbst 2003 starb er selbst. Im Song klingt es an, also wir zufrieden mit seinem Leben gewesen ist. „Johnny Cash war ein tiefgläubiger Christ und trat als solcher auch öffentlich in Erscheinung. Was in seinen Songs gibt es keine Berührungsängste gegenüber spirituellen, religiösen und christlichen Themen und Perspektiven auf das Leben und in späteren Jahren daneben auch sterben. Er war besonders in seinen letzten Lebensjahren durch Krankheiten und zunehmende Schwäche gekennzeichnet.“ (aus „ Not Dark yet „ von Matthias Surall).
Das letzte Bild stammt von einer Bushaltestelle in Idensen in Richtung Idensener Moor.
Ich wünsche uns allen ein langes erfülltes Leben. Ein Leben, dass uns die Möglichkeit gibt, den Zug ordentlich voll zu laden, so dass wir zufrieden zurückblicken können.
geschrieben von Kirsten Gutleben