Kirchengemeinde
Idensen-Mesmerode

 

 

 

 

 

 

Wie lange nur…?

Im letzten Teil unserer Reihe zum konziliaren Prozess mit dem Titel „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ geht es dieses Mal um die Bewahrung der Schöpfung.

Michael Moore führte zu Beginn seines Films „Planet des Menschen“ ein Interview zu der Frage: Was glauben Sie, wie lange es noch Menschen gibt? Es ist zugegebenermaßen eine schwierige Frage, zumal wir aktuell durch die Pandemie erkennen, wie fragil das menschliche Leben und Wirken doch ist. Michael Moores Film ist nur älter, und natürlich geht es darum, wie wir mit unserer Umwelt umgehen.

Wie lange wird es uns Menschen noch geben? Globale Zusammenhänge liegen auf dem Tisch: Durch die Erderwärmung werden heutige Besiedlungsgebiete überflutet, und viele andere trocknen aus. Die Sommer 2018 und 2019 hier bei uns waren schon einmal ein Vorgeschmack. Das Abholzen von Wäldern und die immer intensivere Bewirtschaftung von Flächen lässt Lebewesen aussterben und verbraucht viel Wasser, dessen Güte durch verschiedene Verunreinigungen wie Nitratzufluss, Arzneimittelrückstände und Mikroplastik auch nicht besser wird.  Dabei handelt der Mensch widersprüchlich – in der Fachsprache: in einer kognitiven Dissonanz.

Wir lieben die Natur und es gilt nahezu für alle von uns. Das kann man deutlich beobachten: Wenn Menschen ans Wasser kommen, an die Nord- oder Ostsee oder ans Steinhuder Meer, bleiben sie am Ufer stehen und genießen den Blick und die Luft. Viele gehen in sich, bleiben fast ehrfürchtig erstarrt. Ähnlich bei Wanderungen durch Wälder und auf Berge: Tief durchatmen, den Blick genießen, die Seele baumeln lassen. Ich persönlich bin gerne mit dem Kajak unterwegs und genieße, was dort an Leben zu sehen ist: Eisvögel, Libellen, Biber oder auch Schwäne sind ein toller Anblick. Und letztendlich gilt das Gleiche auch beim Lagerfeuer: Die Kraft des Holzes, Wärme und Geborgenheit zu spenden, führt zu einem enormen Wohlbefinden.

Und dennoch ist der Umgang mit unserer Natur, mit Flora und Fauna, mit Wasser, Erde und Luft alles andere als respektvoll: Wir sollten nachhaltig sparsam mit den Ressourcen umgehen. In Wirklichkeit verschwendet die Menschheit Ressourcen im Sinne von Lebensmitteln und Lebensräumen und beutet sie bis in die letzte Konsequenz aus. Selten gehen selbstverständliche Handlung und Wahrnehmung über die Konsequenzen so weit auseinander… Aber was heißt die „Bewahrung der Schöpfung“ für uns als Menschen in Mesmerode und Idensen, als Christinnen und Christen oder auch als Individuum mit begrenzten Handlungsoptionen?

Da uns die Schöpfung mit ihren vielfältigen Ausprägungen in Arten, Formen und Farben so am Herzen liegt, ist das Bewusstsein über die Notwendigkeit einer Kurskorrektur ein wichtiger, erster Schritt. Aus dieser Erkenntnis kann dann ein Umdenken erfolgen: Was kann ICH tun, damit die Welt besser wird? Was kann ICH tun, damit ein ökologisches Gleichgewicht wiederhergestellt wird? Ein praktisches Beispiel sind die – in vielen Haushalten angekommenen – so genannten „Insektenhotels“. Selbst vor der Sigwardskirche steht ein großes Exemplar einer Brutstätte für Insekten verschiedener Arten. Und das ist gut so: Die Grafik von Statista aus dem Jahre 2019 zeigt den dramatischen Rückgang verschiedener Gattungen. Ein Hauptgrund dafür sind Insektizide. Davon werden häufig Neonikotinoide verwendet. Mit diesem Begriff „wird eine Gruppe von hochwirksamen Insektiziden bezeichnet. Sie alle sind synthetisch hergestellte Wirkstoffe, die an den Nikotinischen Acetylcholinrezeptor von Nervenzellen binden und so die Weiterleitung von Nervenreizen stören. Neonicotinoide sind selektive Nervengifte, die auf die Nervenzellen von Insekten weit stärker als auf die Nerven von Wirbeltieren wirken.“ Ein Rezeptor in den Nerven wird dauerhaft stimuliert, und es kommt zu Störungen der chemischen Signalübertragung. Der ausgelöste Dauerreiz führt zu Krämpfen und schließlich zum Tod der Insekten.

Nun mögen Wespen oder Fliegen oder andere Insekten uns auch mal nerven, wenn sie um unseren Kopf schwirren. Aber sie gehören in die Natur und haben seit langer Zeit Aufgaben: Zur Bestäubung, zur Aas-Zersetzung oder anderswo. Die Bewahrung der Schöpfung mit ihren vielfältigen Fähigkeiten, die an Wunder grenzen, sollte uns am Herzen liegen. Und jede und jeder kann etwas dazu beitragen: vom bewussteren Leben über das Insektenhotel bis hin zum Handeln im Alltag. Die Menschen im Interview von Michael Moore antworteten auf die Frage, wie lange es noch Menschen gäbe, mit Zeitspannen zwischen sieben Jahre und unendlich lange. Es bleibt eine spannende Frage. Wie würden Sie antworten?     

Jörg Mecke

 

 

 

 

 

 

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